Libellen gehö­ren zur hei­mi­schen Natur, ihre Larven haben jedoch schon den ein oder ande­ren Aquarianer halb um den Verstand gebracht. Selbst wenn der Aquarianer bereits sicher weiß, dass eine Libellenlarve in sei­nem Aquarium wütet, so muss er diese erst noch fan­gen. Libellenlarven sind aller­dings extrem schnell und kaum zu krie­gen. Es gibt kein „Libellengift“, wel­ches nicht zugleich die eige­nen Beckenbewohner dahin­raf­fen würde.

Warum sind Libellenlarven so schlimm für das eigene Aquarium? Es han­delt sich um Fleischfresser. Sobald man kein rei­nes Aquascaping, son­dern ein Fisch- oder Wirbellosenaquarium betreibt, wird die Libellenlarve so eini­ges ver­spei­sen. Diese Larven sind nicht wäh­le­risch, ver­dammt schnell und sie nei­gen dazu, grö­ßere Beute Stück um Stück zu fres­sen. Das bedeu­tet, dass kleine Libellenlarven durch­aus grö­ßere Tiere angrei­fen und bei leben­di­gem Leib nach und nach auf­fres­sen, bis diese dann doch ver­en­den. Sind die Reste zu groß und blei­ben unent­deckt, wird die Verwesung das Wasser stark belas­ten. Selbst wenn nicht, wird der Aquarianer sich fra­gen, wo denn seine gan­zen Beckenbewohner alle hin sind. Libellenlarven kön­nen meh­rere Jahre für ihre Entwicklung benö­ti­gen. Sie fres­sen einem also das ganze Becken leer.

Libellen, damit auch ihre Larven, dür­fen in freier Natur als frei­le­bende Wesen nicht ein­fach ent­fernt oder getö­tet wer­den. Das gilt gene­rell für alle Pflanzen und Tiere in freier hei­mi­scher Naturlandschaft. Weiterhin steht fast jede zweite hei­mi­sche Libellenart bereits unter Schutz, einige sind vom Aussterben bedroht. Das eigene Aquarium ist jedoch nicht die hei­mi­sche Naturlandschaft sowie es even­tu­ell auch eine Libellenart aus Asien ist.

Wie kom­men die Libellenlarven in das Aquarium?

Es gibt einige Möglichkeiten, wie Libellenlarven in das Aquarium gelan­gen. Ein sehr typi­scher Weg ist als blin­der Passagier mit den neuen Aquarienpflanzen. Diese wer­den zur Kostenersparnis oft in gro­ßen Gewächshäusern mit vie­len Wasserbecken gezüch­tet. Ob hier viel­leicht auch Libellen durch die offene Türe rein­flie­gen und ihre Eier able­gen? Das kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Viele Aquarienpflanzen wer­den in Asien im Freien kul­ti­viert und in alle Welt geflo­gen. Damit kommt es durch­aus vor, dass sich im eige­nen Aquarium nicht nur ein­hei­mi­sche Libellenlarven befinden.

Es kommt nicht oft vor, es sind jedoch keine sel­te­nen Einzelfälle, wenn mit den neuen Aquarienpflanzen auch Libellenlarven in das eigene Becken gelan­gen. Deswegen soll­ten neu gekaufte Aquarienpflanzen nicht nur erst ein­mal für einige Tage im gro­ßen Eimer mit vie­len Wasserwechseln gewäs­sert wer­den. Man soll sie sich auch sehr genau anse­hen, bevor sie in das eigene Aquarium gege­ben wer­den. Aber auch dann könn­ten die abge­leg­ten Eier oder ganz kleine Libellenlarven ein­fach über­se­hen wer­den. Wer wirk­lich auf Nummer sicher gehen möchte, müsste die Pflanzen erst ein­mal in ein Quarantäne- oder Beobachtungsbecken set­zen und über Wochen oder Monate beob­ach­ten. Wenn es in die­sen Testbecken keine Beutetiere gibt, ver­hun­gert die Libellenlarve. Wenn die Bewohner in der Anzahl abneh­men, weiß man, dass eine Libellenlarve im Becken ist. Es kommt jedoch so sel­ten vor, dass kaum ein Aquarianer über Wochen mit einem Beobachtungsbecken arbei­tet, wenn er vom seriö­sen Händler kauft.

Der andere Weg der Libellenlarven in das eigene Aquarium wäre, dass man im Herbst aus dem eige­nen Gartenteich Pflanzen, Fische oder andere Tiere überwintert

Wer aus dem Gartenteich Pflanzen oder Tiere ent­nimmt und in das Aquarium gibt, der hat gewiss nicht nur diese Pflanzen und Tiere, son­dern auch noch einige andere im Becken. Aber auch Dekosteine oder andere Dinge sol­len nicht ein­fach aus dem Gartenteich ent­nom­men und in das Aquarium gege­ben werden.

Dass Libellen zum offe­nen Fenster hin­ein in die Wohnung flie­gen und die Eier im Aquarium an Pflanzen able­gen, kann nicht aus­ge­schlos­sen wer­den. Es wäre jedoch unwahr­schein­lich. Wenn es im Freien einen Gartenteich gibt, wird die Libelle die­sen wäh­len. Wenn nicht, dann gibt es auch keine Libellen.

Das Einschleppen der Libellenlarven vermeiden

Jeder Aquarianer möchte gele­gent­lich neue Pflanzen oder Tiere in sein Becken set­zen. Neben Libellenlarven gibt es auch viele andere blinde Passagiere. Es kann sich dabei um Algen, Bakterien, Vieren oder Kleinstlebewesen han­deln, die man nicht ein­mal sehen wird. Deren Auswirkungen sind mit Pech nicht zu über­se­hen, womit im schlimms­ten Fall das Becken geleert, des­in­fi­ziert und neu ein­ge­rich­tet wer­den muss.

Libellenlarve

 

 

Es kann, wie bereits erwähnt, ein Beobachtungsbecken ein­ge­rich­tet wer­den, um hier wirk­lich über Wochen zu beob­ach­ten, ob viel­leicht Parasiten, Krankheiten, uner­wünschte Pflanzen oder Schnecken mit ein­ge­schleppt wer­den. Hier kön­nen dann auch eigene Aquarienpflanzen ver­mehrt oder heran gezo­gen wer­den. Oder man nutzt die Becken für Jungtiere, wenn es diese gibt. Ein Beobachtungsbecken kann also kein Fehler sein. Man soll die­ses und die eigent­li­chen Aquarien aller­dings strickt von­ein­an­der tren­nen, am bes­ten auch räumlich.

Weiterhin kann der Aquarianer auf die gan­zen „Billigangebote“ ver­zich­ten. Ein paar gesparte Euro sind schnell ein rui­nier­tes Becken. Wer nichts ris­kie­ren möchte, der kauft nur bei seriö­sen Händlern mit sehr gutem Ruf.

Viele Aquarianer tau­schen auch unter­ein­an­der Pflanzen und Tiere. Kennt man sich und weiß, dass das Gegenüber von Fach ist? Wenn nicht, sollte auf das Tauschen ent­we­der ver­zich­tet, oder alles über Wochen im Beobachtungsbecken geprüft wer­den. Unter den Aquarianern sind durch­aus sol­che, die sich gut prä­sen­tie­ren kön­nen, in Wirklichkeit aber alles andere als prä­sen­ta­bel sind.

Wer im Herbst aus dem Gartenteich Tiere und Pflanzen über­win­tern möchte, der soll ein eige­nes Becken dafür auf- und im Frühjahr wie­der abbauen. Mit jedem Mal, wenn etwas von Außen in das wert­volle Aquarium gege­ben wird, besteht die Gefahr, einen sprich­wört­lich töd­li­chen Fehler zu bege­hen. Besser ist es, mit meh­re­ren Aquarien zu arbei­ten, wenn Teichpflanzen und Teichfische über­win­tert wer­den sollen.

Es kann also eini­ges gemacht wer­den, um die Gefahr zu min­dern, sich Libellenlarven oder sons­tige blinde Passagiere in das eigene Aquarium zu set­zen. Das Risiko kann jedoch immer nur gemin­dert und nie kom­plett aus­ge­schal­tet werden.

Die Libellenlarve aus dem Aquarium entfernen

Wenn vor allem die klei­nen Aquarienbewohner in ihrer Anzahl lau­fend abneh­men, kann unter ande­rem eine Libellenlarve der Täter sein. Bestätigt sich der Verdacht, dann gibt es keine ein­fa­che Lösung, um sie wie­der aus dem Becken zu ent­fer­nen. Wer bis zum Verpuppen war­tet, der steht meist vor dem lee­ren Becken.

Entweder wer­den die Versteckmöglichkeiten für die Libellenlarve aus dem Becken ent­fernt, um diese viel­leicht doch irgend­wie zu erwi­schen. Oder es wer­den alle Beutetiere in ein ande­res Becken gesetzt. Wer sein gan­zes Aquarium räumt, der steht bald vor einer ver­hun­ger­ten Libellenlarve. Es stellt sich die Frage, ob das Beobachtungsbecken groß genug ist und man auch alle Aquarientiere umsie­deln kann. Wenn nicht alle ein­ge­fan­gen und umge­sie­delt wer­den kön­nen, frisst die Libellenlarve den Rest und ver­hun­gert danach.

Die Aquarientiere wer­den zuerst für einige Minuten in ein Zwischenbecken und dann in das ein­ge­rich­tete Beobachtungsbecken gesetzt. Damit kann man noch siche­rer sein, dass die Libellenlarve nicht dabei ist. Es wäre jedoch unwahr­schein­lich, da diese sich bei der gan­zen Aufregung im Becken ver­ste­cken wird.

Das wären die ein­zi­gen Möglichkeiten, die Libellenlarve los zu wer­den, ohne dass zuerst das Becken leer gefres­sen wird oder sich die Larve ver­pup­pen muss. Wer eine Libellenlarve im Aquarium ver­mu­tet, darf jedoch in kei­nem Fall den Fehler machen, die feh­len­den Tierchen durch andere zu erset­zen. Wenn das Becken leer ist, sollte man zuerst einige Monate Aquascaping betrei­ben und dann ganz vor­sich­tig wenige kleine Testtiere rein set­zen. Wenn diese auch schnell ver­tilgt wur­den, dann lebt die Libellenlarve noch, sonst kann das Becken wie­der mit Aquarientieren besie­delt werden.

Weitere Informationen über Libellen: Libellenwissen.de

Ein Gastbeitrag von Robert Brungert, www.aquarium-ratgeber.com